Das Fremde – Die Angst – Die Zeit

Dies ist der Versuch, die eigene Motivation zu dieser Reise in Worte zu fassen. Es stellt im Moment noch eine lose Ansammlung verschiedener Ideen und Einstellungen dar und wird hoffentlich im Laufe der nächsten vier Monate konkreter und zusammenhängender. Es ist wichtig zu wissen, wo man selber steht um sich in Beziehung zu anderen Menschen setzen

Dieser Beitrag wird noch weiter bearbeitet: Es lohnt sich also, wieder reinzusehen.

Die meisten Probleme der Menschen lassen sich mit Hilfe der Zeit beschreiben. Die einen haben zu viel Zeit, sie vergeht für sie zu langsam, sie wissen sie nicht zu verwenden, stranden in der Langeweile, stecken derart im Moment, dass eine Besserung nicht in Reichweite scheint. Die Zeit bis zum Abend erscheint unerreichbar, wenn es ihnen morgens schlecht geht. Jede Handlung wird zur Qual, es gibt nichts, was es sich lohnt anzufangen, weil die Anstrengung dafür so groß ist, dass sie nicht bewältigbar erscheint.

Das ist nicht mein Problem.

Die anderen haben den Kopf voller Dinge, die es sch lohnt zu tun, die erledigt werden müssen, sie hetzen von einem zum nächsten, tun dies, tun das, verzetteln sich, fangen vieles an und führen nichts zu Ende. Für diese Menschen verläuft die Zeit zu schnell.

Dies ist ein Zeichen unserer Zeit, in den westlichen Gesellschaften. Wir haben so viele Möglichkeiten, dass es uns schwer fällt, uns auf die Dinge zu fokussieren, die uns wirklich wichtig sind. Die Konsummöglichkeiten implizieren einen Sinn, der oftmals in der Oberflächlichkeit stecken bleibt. Jeder Gegenstand bringt eine Nutzungsmöglichkeit mit sich, die bedeutet, dass wir Zeit mit ihm verbringen können. Es scheint sinnvoll zu sein, sich die Frage zu stellen, wie viel Zeit ich beispielsweise mit der Nähmaschine verbringen muss, um mit ihr die Fähigkeiten zu entwickeln, die mir im Kopfe herumschwirren. Ich bin überzeugt, dass diese Überlegungen selten bei Kaufentscheidungen zu Rate gezogen werden. Ich zumindest, tue dies viel zu oft nicht.

Diese Fülle der Möglichkeiten bringt für viele Menschen nicht Freiheit mit sich, sondern das Gefühl in einem Hamsterrad zu laufen. Das Hetzen von einem Konsumereignis zum nächsten scheint einen goldenen Käfig zu erzeugen, aus dem der Ausbruch sehr schwer scheint. In der schnellen Veränderung der Fokussierung innerhalb des Konsums scheint eine Sicherheit zu liegen, die viele Menschen der Unsicherheit, des Was-Dann vorziehen: Was kommt, wenn ich mich auf eine Sache beschränke?

Zunächst erscheint es widersinnig, Freiheit mit dem Verzicht auf Möglichkeiten in Beziehung zu setzen. Die Freiheit besteht meines Erachtens darin, ´Nein´ zu sagen. Unsere Erfahrung von der Welt bestärkt uns in der Annahme, dass wir Einfluss auf das zukünftige Geschehen haben. Mit dem, was wir tun und was wir entscheiden, können wir den Lauf der Dinge beeinflussen. Dem gegenüber steht, die Annahme, dass alles, was geschieht, einen Grund hat. Wer diesen Gedanken in aller Konsequenz zu ende denkt, der muss zu dem Schluss kommen, dass alles vorbestimmt ist. Denn wenn alles, was heute ist, seinen Grund in etwas hat, was vorher war, dann lässt sich alles am Ende auf einen uns verschlossenen, unbekannten Urgrund zurück führen, der für alles, was war und sein wird verantwortlich ist.
Entweder ist alles vorbestimmt, dann haben wir keinen Einfluss auf unsere Zukunft oder wir haben Einfluss auf unsere Zukunft, dann gibt es aber keinen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang. Beides ist nicht denkbar.

Einen Ausweg bietet mir die Idee, dass wir uns gegen Dinge entscheiden können. Die Vergangenheit hat meine Zukunft vorbestimmt und so kommt es zu einer Situation, in der ich mich für eine Sache entscheiden werde. Der Entschluss ist gefasst und doch entscheide ich mich willentlich dagegen. Diese Entscheidungen sind möglich, wenn ich eingehend das Für und Wider eines Sachverhaltes erörtere, die Argumente für das Dafür überwiegen, ich mich dann aber in letzter Sekunde doch dagegen wende.

Es ist nicht so einfach, im Hier und Jetzt zu sein und sich darüber klar zu werden, was das Eigentliche des Moments ist. Es hat was mit dem Sinn zu tun, den jeder für sich finden muss.

Vor dem Hintergrund, dass die Zeit unseres Daseins auf dieser Erde endlich ist, erscheint es merkwürdig, dass der Mensch zum großen Teil nicht bestrebt ist, möglichst viele Dinge, Situationen, Menschen, Landschaften, … kennen zu lernen. Statt dessen sind die meisten Menschen darauf aus, das, was sie haben, festzuhalten und möglichst viele Veränderungen zu verhindern.

Die Zeit selbst ist nur der Versuch, die Veränderungen der Dinge zu beschreiben.

Wenn ich einen Zustand erfahre, dann macht es wenig Sinn, ihn festzuhalten: Er wird vergehen – und sei es mit meinem Tod. Der kurze Augenblick der Erfahrung hat genau so viel Wert wie eine Ewigkeit. Es stellt meiner Meinung nach keinen Mehrwert dar, einen schönen Augenblick über seine natürliche Dauer hin ausdehnen zu wollen. Die Kraft, die ich in dieses Unterfangen stecke, hält mich davon ab, die anderen schönen Dinge wahrzunehmen.

Ein anderes Phänomen ist die Einstellung, das gute Leben auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben: Wenn ich in Rente bin, dann mache ich all die schönen Dinge, zu denen ich jetzt nicht komme. Es kann jedoch zweierlei passieren: Zum einen kann man vom Auto überfahren werden und zum anderen kann man eine Demenz kriegen. Im ersten Fall wird man nicht mehr zu all den schönen Dingen kommen und der zweite Fall wirft die Frage auf, inwieweit ein Leben mit einer Demenz noch lebenswert ist.

Morgen geht es weiter …

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