11 Birmingham – Evesham (Bilder sind da)

Um viertel vor sieben schubse ich Jürgen an: „Es ist schon viertel vor acht! Du hast den Wecker nicht gestellt!“ Stimmt nicht, ich habe meine Uhr noch immer nicht auf die Britische Zeit umgestellt; Ups.

Pünktlich um halb acht stehen wir dann auf und um 9:15 sitzen wir auch schon im Sattel und machen uns auf den Weg nach Evesham. Zunächst müssen wir ein Hügelkette überqueren, was etwa zehn Kilometer in Anspruch nimmt. Dann wird die Landschaft immer flacher und der ungewohnte Rückenwind (der erste auf dieser Reise) treibt uns zügig voran. Eigentlich hatten wir gedacht, die vielen Kilometer ohne Zwischenstopp hinter uns zu bringen, haben aber um 12:00 Uhr schon die Hälfte unseres Tagessolls gefahren. Da passt es gut, dass wir unter einem Schild nach Coughton Court stehen, einem Garten vom National Trust.

Ein bisschen irritiert stehen wir schon fünf Minuten später vor dessen Eingang. Ein Mitarbeiter des Trusts weist unseren Fahrrädern einen Platz direkt vor seinem Fenster zu. Das erste Mal habe ich das Gefühl, das unsere Räder sicher zurück bleiben.

Coughton Court ist eine echte Überraschung: Die Familie baute dieses Haus vor 500 Jahren und ging danach fast pleite. Sie konnten sich die folgenden Jahrhunderte immer so gerade über Wasser halten, alles reparieren aber nichts modernisieren. Einzig der hintere Querflügel wurde abgerissen. So ist es ein Glücksfall, dass das Haus die Jahrhunderte im Originalzustand überdauert hat. Der Frontflügel ist ein massiv gemauerter Bau, während die beiden Seitenflügel Fachwerkbauten sind; alles im Stil einer Ritterburg. Auch drinnen herrscht die Ritterburgatmosphäre vor.

Um die Anlage herum sind schöne Gärten angelegt. Die sind zwar nicht alt, aber sehr üppig mit Blumen bestückt. Überall blüht es und leuchten die Farben. Dann kommt man in einen mit Hecken begrenzen Bereich, in dem alles nur Grün ist und die Form die Hauptrolle spielt, dann wieder ein rundes Wasserbecken, aus den Ritzen der Steine wuchern kleine Astern, die wie Gänseblümchen aussehen. In Erinnerung bleibt uns auch ein Durchbruch in einer Eibenhecke in dessen Mitte wie eine Säule ein Eibenstamm steht und scheinbar das Dache der Hecke trägt.

Wenige Kilometer nach Coughton Court treffen wir auf eines der letzten Taubenhäuser in Groß Britannien. Es wurde vom National Trust gekauft und wieder hergerichtet. Es ist 500 Jahre alt und mehr Informationen sind nicht zu bekommen. Es wird um eine Spende gebeten, morgen aufgeschlossen und abends wahrscheinlich wieder von jemandem abgesperrt. Ansonsten ist zwischendurch niemand da. Das Innere sieht aus wie moderne Kunst.

Nach eineinhalb Stunden sind wir wieder auf der Straße und fahren zügig weiter nach Stratford upon Avon. Das Geburtshaus Shakespears ist schnell gefunden und für Jürgen ein Beweisfoto geschossen. Dann genießen wir am Hafen ein Eis und Kaffee, bevor es weiter geht zum Grab William Shakespears. Es dauert ein paar Minuten, bis ich begriffen habe, dass die mit einem blauen Seil umrahmte Grabplatte direkt vor mir das gesuchte Grab ist. Ich hatte nach etwas pompöserem Ausschau gehalten.

Trotz des vielen Sightseeings kommen wir kurz nach 18:00 Uhr in Evesham bei unseren Gastgebern an. Kirsty und Marcus leben auf dem Hof von Marcus Eltern und bauen sich eine kleine Existenz dadurch auf, dass sie drei Yurten auf den angrenzenden Feldern stehen haben, die sie vermieten. Leide sind heute alle ausgebucht, sonst hätten wir in einer schlafen können.

Das Haus ist sehr alt. Mich beeindruckt am meisten der alte Steinboden aus rechteckigen massiven Steinplatten. In der Küche ist die Küchenhexe in die alte noch gut zu erkennende Feuerstelle eingebaut worden und überall die fetten alten Holzbalken.

Kirsty und Markus sind seit Dezember von ihrer zweijährigen Weltreise mit dem Tandem zurück. Von England über Norddeutschland, nach Dänemark, Schweden, Finnland, Baltische Staaten, Polen, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Griechenland, Türkei, Iran, dann mit dem Zug nach sbekistan, weiter nach Tadschikistan und Kirgisistan, mit dem Flieger nach Dehli und Indien bereist und über die Südostasiatischen Länder irgenwo den Flieger nach Japan und dann wieder nach Hause geflogen. Jetzt denken sie darüber nach mit dem Fahrrad nach Kapstadt zu fahren.

Nach reichlich netter Konversation kommen wir um 22:00 Ur zu Bett.

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