Um 5:45 Uhr werde ich wach. Habe wohl so an die vier Stunden Schlaf bekommen, mehr als erwartet. Duschen, Frühstücken, Sachen packen. Um 8:00 Uhr sitze ich da und könnte los, viel zu früh. Sachen noch mal optimiert packen, mit Jürgen skypen und sich von Ted und Tele verabschieden. Sie rufen mir ein Taxi, das bereits nach zwei Minuten vor der Tür steht.
Los geht’s. Mit dem Taxi zur Bahn-Station Embarcadero, die schweren Sachen die Treppe runter geschleppt, die Fahrkarte bezahlen und weiter mit den schweren Sachen die Treppen runter, Gott sei Dank nicht weit. Die Bahn fährt zwei Minuten später ein, ich habe eine Bahn früher als geplant geschafft. Nach 45 Minuten Fahrt bin ich am Flughafen und schleppe weiter meine Sachen über den langen Bahnsteig. Gleich hinter der Absperrung kommt mir ein Angestellter des Flughafenpersonals entgegen. Er hätte mich schleppen gesehen und den einzigen Gepäcktrolley für mich gesichert. Ich kann mein Glück gar nicht fassen. Die anderen Trolleys stehen hinter der kleinen Drehtür, für mich öffnet der nette Herr eine große Tür neben diesen. Ich strahle von einem Ohr zum anderen und er strahlt zurück, glücklich, jemanden glücklich gemacht zu haben.
Ich muss noch eineinhalb Stunden auf das Öffnen der Gepäckannahme warten, die frühe Abreise hätte ich mir also sparen können. Werden sie mein Fahrrad mitnehmen? Ich bin ob dieser Frage entsprechend nervös. Die Schalter der EconomyClass werden dann kurzfristig noch mal umverlegt und so stehe ich plötzlich nicht mehr als zweiter in der Schlage sondern irgendwo im letzten Drittel. Alle Angestellten sehen irgendwie verbissen aus und ich habe das Gefühl, dass die nicht viel mit sich diskutieren lassen. Da mein Wagen mit dem Gepäck zu groß ist, stelle ich ihn etwas abseits, während ich in der Schlange warte. Nachdem die Schalter geöffnet werden, kommt die Vorgesetzte der Mannschaft und fragt, wem der Gepäckwagen mit dem großen Gepäck gehört? Sie beordert mich aus der Reihe und schickt mich an einen Schalter, an dem gerade eine Mitarbeiterin anfängt zu arbeiten. Ich lande bei der einzigen Transexuellen im Team der Angestellten. Ich erzähle ihr wie nervös ich bin und sie fragt warum, so kann ich ihr erzählen, dass ich hier für das Community Center und obdachlose LGBT-Kinder Geld gesammelt habe und ich weiß sofort, dass ich einen Stein bei ihr im Brett habe. Sie macht die ganze Gepäckannahme noch mal rückgängig und jetzt bekommen alle Gepäckstücke noch einen Priority-Anhänger; sie grinst mich an. Die Kilos zuviel interessieren sie nicht und mein Handgepäck wiegt sie auch nicht, das darf jetzt nämlich auch nur acht Kilo schwer sein.
Ich stehe eine Stunde an der Sicherheitskontrolle an und bin überrascht, dass ich ohne Probleme durchkomme. Am Gate mache ich es mir gemütlich und will Jeneane noch mal anrufen, dabei entdecke ich zehn entgangene Anrufe und zwei SMS. Ich habe die Freikarte von Ted und seinen Behindertenausweis noch von gestern. Ich soll sie ihm unbedingt vom Terminal aus mit der Post zuschicken. Der Versuch ihn anzurufen scheitert wieder mal an einem nicht funktionierenden Handy. Ich suche einen Postkasten, finde keinen und bekomme die Auskunft, dass es keinen gibt, sind nicht mehr erlaubt hier in der Transitzone. Briefumschläge gibt es in keinem Geschäft zu kaufen. Ich erfahre, dass hinter der Sicherheitsschleuse ein Postkasten sei. Der Versuch dorthin zu kommen endet an einem netten Beamten der Homeland Security: Mein Visum für die USA ist mit dem Betreten der Transitzone ausgelaufen, ich dürfte auch keine Gegenstände mehr in die USA zurückführen: Verboten! ´Really prohibited!´ Ich schildere Ted diese Umstände ausführlich in einer Email und sage ihm zu, seine Karten sofort von Deutschland aus zuzuschicken. Er schreibt mir zurück, dass ich sie ihm unbedingt vom Flughafen aus zusenden soll, weil es für ihn ein großes Desaster sei, wenn er diese Karten nicht habe. Ich habe gegen eine Wand geredet und ich fühle, wie er mich versucht, emotional unter Druck zu setzen und werde trotzig.
Boarding und losfliegen…
Ich sitze am Fenster, in meiner Reihe ein Inder, der im Silicon Valley als katholischer Priester arbeitet und ein Bulgare, der alle drei Monate seine Firma im Stammhaus besuchen muss. Es gibt bald Abendessen und kurz danach lehnen sich beide zurück und schlafen. Ich beneide die beiden, ich kann nicht schlafen im Flugzeug, doch irgendwann fallen auch mir die Augen für etwa 1,5 Stunden zu.
In Frankfurt habe ich eine halbe Stunde, um zu meinem Anschlussflug zu kommen. Alleine zwanzig Minuten stehe ich an der Passkontrolle. Am Gate angekommen, hat das Boarding schon begonnen und ich kann als einer der letzten einfach zu meinem Platz gehen. Brigitte ist auf dem Weg nach Amrum. Sie kommt aus dem Allgäu und wird es sich mit zwei Freundinnen eine Woche lang auf der Insel gut gehen lassen.
In Hamburg geht es zur Gepäckausgabe, wo bei meiner Ankunft mein Fahrrad schon bereit zur Abholung ist. Wenige Minuten später kommt auch meine Tasche. Großes Aufgebot, die Familie holt mich ab, Jürgen endlich wieder in die Arme schließen.
Heimreise. Jetzt vom Flughafen nach Hennstedt. Zu Hause. Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen kommen zur Begrüßung vorbei. Der Grill läuft. Jürgen hat noch einen Pressetermin organisiert. Watte im Kopf, der Jetlag macht sich bemerkbar…
Um 20:00 Uhr kann ich nicht mehr und falle bald ins Bett…
Also es gibt auch durchaus nette Lichtblicke am letzten Tag in den USA. Du hast alles richtig gemacht und Ted siehst du nicht wieder. Pech gehabt!
In Deutschland geht es ja auch nett weiter. Und schöne Bilder mit norddeutscher Sonne sind doch auch was für’s Gemüt!
GOSH, you’re back! welcome home ohne homeland security ?
p.s.: was macht eigentlich Robinson??
Hallo Thomas!
Stimmt, was macht eigentlich Robinson? Oder ist er auf der Strecke geblieben? Und wenn, wo?
Ich glaube, wir können uns noch alle auf einen kleinen Bericht freuen. So werden wir dann langsam entwöhnt.
Schön das du wieder zu Hause bist.
Viele liebe Grüße Mutti
Hi Thomas,
Hab (leider) relativ spät von Deinem Blog erfahren und bin daher erst Mitte April in NY „losgefahren“… Es war superspannend, Deine Reise nachzuvollziehen, Deine Erfolge, Deine Mühen, Deine Probleme und Deine Lösungen und vor allem Deine interessanten Begegnungen mitzuerleben. Dass das funktioniert hat und ich das Gefühl hatte, dabei zu sein, liegt nicht zuletzt an Deinem tollen Schreibstil. Dicker Daumen hoch! Hab beim Lesen schon gedacht, dass das Ganze geradezu nach einem Buch schreit – das wäre doch ein cooles nächstes Projekt für Dich 😉
LG, Björn