Ventura – Capenteria

Steve kämpft um seine Wiederwahl als eine Art Kreistagspräsident. Er ist einer von dreien seiner Art in diesem Kreis. Jeder vertritt einen bestimmten Teil dieses Kreises. In Amerika versucht man so wenig Wahltermine wie möglich zu haben, weshalb die Wahl zu den Kreistagspräsidenten für ihn besonders schwer wird. Der Termin ist auf den Tag der Primaries gesetzt und das Rennen zwischen Hillary und Bernie so gut wie gelaufen, weshalb weniger Demokraten zu den Wahlen erwartet werden, was wiederum für ihn als Demokratischen Kandidaten nicht gut ist. So kann es passieren, dass in einem Gebiet, in dem mehrheitlich Demokraten wohnen, ein republikanischer Kanditat das Rennen macht.

Viel wichtiger ist ihm aber eine Kampagne, die er 1998 das erste mal gestartet hat. Er hat in einer Grassroot campaign ein Gesetz durchgebracht, das untersagt, dass das Farmland in dieser Gegend zu Bauland umgenutzt wird. Die Bauern schäumen vor Wut, weil sie den Deal ihres Lebens erwartet haben. Die Investoren stehen in den Startlöchern, das Land für Unsummen zu erwerben und mit Häusern dichtzupflastern. Ob ein Haus am Hang oder auf der flachen Wiese gebaut ist, hat hier erstmal keine großen Auswirkungen auf den Verkaufspreis, jedoch auf die Herstellungskosten. Auf dem Farmland lässt sich billig bauen und teuer verkaufen: Exzellente Gewinnaussichten, mit verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt. Der Wasserhaushalt der Gegend ist durch die anhaltende Dürre eh schon belastet und viele Brunnen trockengefallen. Selbst die Regenfälle der letzten Wochen haben daran noch nicht allzu viel geändert. Wenn jetzt noch mehr Häuser gebaut werden und Haushalte mit Wasser versorgt werden, dann…

Gesetze, die durch Bürgerinitiativen entstanden sind, müssen in Kalifornien zwei Mal alle acht bis zehn Jahre bestätigt werden, bevor sie endgültiges Gesetzt werden. Jetzt steht die zweite Bestätigung an und entsprechend verbissen wird gekämpft. Die Bestätigung kann auch durch das Kreistagsparlament geschehen, die wollen aber die Investoren haben und hüten sich seit 1998 das Gesetz zu bestätigen. So kämpft Steve mit der Bürgerinitiative für den Erhalt der ländlichen Idylle.

Von 84.000 Unterschriften haben sie 76.000 schon zusammen. Jüngster Schachzug des Kreistages, 6.000 Unterschriften eines Ortes wurden für ungültig erklärt, weil auf dem Unterschriftsformular in der Headline ein Datum gedruckt steht, was da nicht sein darf: Ein winziger Formfehler. Jetzt gibt es einen Zeitungsartikel, mit der Ankündigung, dass alle Unterschriften nochmal gesammelt werden müssen und alle bitte die Zeit dazu nutzen, die Nachbarn zu aktivieren, auch zu unterschreiben. Sie hoffen auf diese Weise, noch mehr Unterschriften zu bekommen.

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Die heutige Etappe ist nur 35 Kilometer lang. Ich versuche, an allen Stränden zu halten und Muscheln zu sammeln. Trotzdem bin ich schon um 14:00 Uhr bei meinem neuen Host. Leider habe ich ihm nicht mitgeteilt, wann ich ankommen werde und so warte ich jetzt auf ihn.

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4 Replies to “Ventura – Capenteria”

  1. Werner Jürs

    Hallo Thomas!
    Das sind ja ganz neue Töne von dir, Politik!!! Man merkt, du bist nach 35 km nicht ausgelastet. Aber wie das so ist, man soll sich auch mit dem Staatswesen des Landes auseinandersetzen, und nicht nur radeln, radeln und radeln.
    m.H.n. (mit Heute noch) 14 Tage!
    v,l.G.V.

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    1. Wolfgang

      Also wenn es um den Wasserverbrauch geht weiß ich nicht, ob die US-amerikaniche Landwirtschaft dort im trockenen Kalifornien wirklich weniger Wasser verbraucht als der gemeine Hausbesitzer, der heute im Ressourcenverbrauch zumindest dort maximal beschnitten wird…

      …ausser Arnie, der ja sein Wasser per Tankwagen zur Gartenbewässerung ranfahren lässt 🙂

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  2. hanne hartung

    Hallo Thomas!
    Mach dich mal schlau ob Du die Muscheln auch ausführen darfst.Solltest Du welche erwischt
    haben die geschützt sind sieht es schlecht für dich aus.Für uns ist der Weg , für einen Besuchstag,
    im Gefängnis ein bißchen weit.
    L.G.helmut u hanne

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