Beaumont gab schon einen kleinen Vorgeschmack auf das was mich erwartet. Ich folge einem Tal, in dem sich eine Orangenfarm an die andere reiht. Ich fahre von achthundert Metern zunächst auf 250 Meter runter, was natürlich ziemlich Spaß macht. Die Landschaft wird mit jedem Kilometer grüner. Palmen und Sonne pur. Ein Stand, der Zitrusfrüchte verkauft und ein Gespräch mit dem Verkäufer, der selber Radfahrer ist und den Kontinent schon zwei mal mit Muskelkraft durchquert hat. Wenig später fangen die Wohnsiedlungen an und ich bin in der LA-Area angekommen.
Mir fällt sofort auf, dass es hier Gärten gibt. Gärten habe ich in Philadelphia gesehen und in Santa Fe und sonst nirgends. In den restlichen Gegenden habe ich nur Grundstücke mit einem Haus drauf und Rasen drumherum gesehen. Hier gibt es jedoch GÄRTEN. Hier wachsen Pflanzen, die man bei uns nur in den Gewächshäusern der botanischen Gärten findet. Und überall blüht es.
Ich bin aus dem Winter der Westküste in die Graslandschaft des Mittleren Westens gekommen und von dort in die Wüste. Hier bin ich nun innerhalb weniger Kilometer in den Frühling/Sommer gekommen. HIer wächst alles, sagt ein Sohn meines Gastgebers später und ich glaube es ihm.
Nach vierzig Kilometern geht es dann minimal bergauf, was bedeutet, dass ich am Ende des Tages wieder auf 400 Meter angekommen sein werde. Der Wind nimmt wie immer nachmittags etwas zu und rechter Hand in den Bergen nisten sich diesige Wolken ein, die mir Unbehagen einflößen. Ich habe keine Lust, am Abend wieder nass zu werden und fahre deshalb jetzt einfach durch zu meinen Gastgebern. Die letzten zwanzig Kilometer werden Quälkram und ich weiß nicht warum, denn die Strecke ist in keinster Weise eine Herausforderung. Ich muss irgendwas Falsches gegessen haben.
Die Eagletons haben zwei uralte Hunde, drei Katzen und eine afrikanische Sporenschildkröte. Die Schildkröte wohnt im Garten und mäht das wenige Gras und alles, was ihr sonst noch schmeckt. MIt 11 Jahren ist sie nun etwa 60 Zentimeter lang und wird in den nächsten Jahrzehnten noch auf etwa einen Meter anwachsen. Sie gehört zu den größten Landschildkröten der Erde. Diese stammt aus einer Nachzucht, besteht Jonathan zu sagen, denn in Afrika sind diese Schildkröten vom Aussterben bedroht, weil sie als Haustiere verkauft werden, was eigentlich unnötig ist, weil die Nachzucht in Gefangenschaft sehr gut läuft.
Jonathan unterrichtet an einer Junior Highschool Informatik und trainiert das Leichtathletikteam. Da am nächsten Tag ein Wettkampf gegen zwei andere Schulen anliegt, trifft sich sein Team Abends im Park, um große Mengen Spagetti zu essen, ich bin herzlich eingeladen, mitzukommen, was ich auch wahrnehme.
Wir sind die ersten im Park, was laut Jonathan sehr wichtig ist. Die Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto zum Park, nur zwei kommen mit dem Fahrrad und zwei andere zu Fuß, weil sie am Park wohnen. Der Unterschied zwischen siebter und achter Klasse ist enorm. Die Kleinen spielen mit Stöckern und leeren Getränkedosen Baseball und die Großen stehen zusammen und diskutieren, später okkupieren sie geminschaftlich eines der Spielgeräte um ungestört reden zu können.
Ich werde ins Essenverteilen eingebunden und erfahre von einer Schülerin, dass ihre Eltern gerade in Deutschland sind. Wie immer ist es Süddeutschland , das besucht wird, aber genau weiß sie es nicht. In den Highschools wird erwartet, dass jeder Schüler neben dem regulären Unterricht noch etwas zur Freizeitgestaltung lernt. Im Angebot sind diverse Sportarten, Musikinstrumente lernen, Theater-AGs und Rhetorikkurse. Das mit den Rhetorikkursen finde ich am erstaunlichsten.
Luke, einer der vier Söhne Jonathans ist Autist. Jonathans Frau hat ihn bis zum Ende der Highschool fast rund um die Uhr betreut. Nun geht er jeden Tag in einem Betrieb arbeiten, der sich auf ihn eingestellt hat. Ein Fahrdienst holt ihn jeden Tag ab und bringt ihn abends zurück. Jedesmal wenn er an mir vorbei geht, sagt er meinen Namen, ich bin ´Thomas 2´, weil einer seiner Brüder auch Thomas heißt. Zum Essen in den Park kommt er auch mit. Er hält sich die ganze Zeit abseits, läuft hin und her, beobachtet ganz genau, nimmt aber nicht an direkten Kontakten teil. Jonathans Frau ist froh, dass er zu fast allen diesen Aktivitäten mitkommt und er Freude daran hat, das ist nicht selbstverständlich für Autisten.
Ich schlafe unten im Wohnzimmer auf der breiten Couch. Die beiden Hunde liegen auf ihren Hundedecken und springen plötzlich auf, setzen sich vors Fenster und bellen immer mal wieder. Am nächsten Morgen erfahre ich, dass abends immer ein Waschbär in den Garten kommt und das restliche Katzenfutter frisst.
Ich bin in Ka-li-for-ni-en. ich weiß nicht, ob es der Name ist, es fühlt sich heute so an wie Ka-li-for-nie-en. Palem, Sonne endlos schöne Gärten, an denen ich vorbeifahre. Ich vergesse auf das Tacho zu sehen, cruise duch die Vorstädte und lasse es mir gut gehen. Ich besuche eine Baumschule und könnte sofort alles kaufen. Bin froh, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, so komme ich gar nicht erst in die Versuchung, obwohl ich immer wieder nachdenke, wenigstens eine kleine Pflanze bis nach San Francisco auf meinem Rad mitzuschleppen. Hier kann man fast all das kaufen, was in Deutschland in den Gewächshäusern der botanischen Gärten zu sehen ist (oh, das hatten wir schon…).
Ach ja, er ist DA – hurra. Lieber Thomas, du klingst absolut zufrieden!! Hast du den Pazifik schon geschnuppert oder rollst du noch durch die Mega-City?
Liebe Grüße von WaWo!
Hallo Thomas!
Jetzt hast du die wüste Wüste ja hinter dir, und schnupperst jetzt Großstadtluft, bald auch Meeresluft, und in 17 Tagen dann Heimatluft. Viel Spaß und weiter gute Fahrt und nette Eindrücke.
Gruß V.
Hallo Thomas!
Dein Bericht hört sich nach Urlaubstimmung an. Nach LA muss es noch schöner werden. Blauer Himmel, Wasser und Sonnenschein uuund ganz viel gute Laune und nette Menschen. Bleib trotzdem wachsam und pass auf dich auf.
VLGM
Hallo!
Willkommen in der Zivilisation. Es muss ein herrlichiches Gefühl sein, wenn man dem Ziel näher
kommt.Alle Ängste und Strapazen sind in den Hintergrund geraten.Jetzt steht die Neugierde und die Freude bald am Ziel zu sein, im Vordergrund und natürlich, das man bald wieder zu Hause ist.
L.G.helmut u hanne
Wenn ich dich mit dem großen Anhänger vom Airport abholen soll…..???
Lass dein Fahrrad da und bringe Pflanzen mit.