Amarillo – Tucumcari

Dinge passieren, wie sie passieren sollen.

Um 6:45 Uhr fahre ich durch die dunklen Straße Amarillos. Er musste heute arbeiten, so dass er um 6:45 Uhr das Haus verlassen musste, ich hätte länger bleiben können, habe aber die Chance genutzt, mal früh unterwegs zu sein.

Es ist kalt und und pünklich zum Sonnenaufgang bin ich an der Cadillac Ranch. Westlich von Amarillo wurden 1974 von der Künstlergruppe Ant Farm zehn Cadillacs der Heckflossenära (1948 bis 1963) mit der Front in der Erde vergraben. Die Besucher sind ausgrücklich dazu aufgefordert, diese zu besprayen, so dass diese ständig ihr Aussehen ändern. An einigen Stellen ist die Farbschicht schon über zehn Zentimeter dick. 1997 eröffnete am ursprünglichen Standort ein Cadillac Händler, der das publikumswirksame Kunstwerk für sich als Werbemittel missbrauchen wollte. Da das Kunstwerk aber ausdrücklich nichtkommerzielle Ziele hat, wurde es vom Besitzer einige Kilometer weiter Stadt auswärts versetzt.

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An der Cadillac Ranch lerne ich Andy aus Oklahoma kennen. Er will sich heute mit einem Freund in Santa Fe zum Skifahren treffen. Ich stutze, Skifahren in Santa Fe? Ich will da Radfahren in fünf Tagen. Er meint aber ein Skigebiet im Norden von Santa Fe; kalt ist es dort aber trotzdem gerade. Er ist mit seinem Airstream-Wohnwagen unterwegs, den ich mir von innen ansehen darf. Ich selber stehe ja nicht so auf Wohnwagenurlaub, aber vom Design sind diese rollenden Häuser einfach umwerfend. Andy fragt nach meiner Route und bietet mir an, seinen Freund in Flagstaff zu fragen, ob ich bei ihm unterkommen könne: Ja klar!

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Um 10:00 Uhr bin ich Vega, hatte aber schon vorher beschlossen weiter nach Adrian zu fahren, um dort mein Glück zu versuchen. Henrik (der Cross-Country-Läufer) hatte dort einen Kontakt, den ich nach einer Unterkunft fragen will. Fran betreibt die Sunflower Station direkt gegenüber der Hälfte der Route 66 (1139 km nach LA und Chicago). In Adrian ist die Sunflower Station aber geschlossen. Jeder Versuch, ins Internet zu kommen, scheitert und dort ist die Wegbeschreibung zu ihrem Haus. Das Motel, das ich in Google-Streetview gesehen habe, ist gänzlich geschlossen und das einzige Restaurant auch. Nach einer dreiviertel Stunde warten geht es weiter.

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Tumbleweed

In San Jon gibt es ein Motel. Zu den 70 Kilometern kommen also noch mal 65 dazu. Bald hinter Adrian steigt die Straße an und die Umgebung wird wieder ein wenig welliger. Und dann, hinter einer Hügelkuppe, öffnet sich die Landschaft plötzlich mit einem weiten Blick in ein Tal, das südlich von einer Abruchkante bis zum Horizont, an dem drei Tafelberge zu sehen sind, begrenzt wird. Ich bin überwältigt.

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Ich kann von ideser Landschaft nicht genug bekommen. Dann komme ich nach New Mexico und habe eine Stunde mehr vom Tag, weil ich die nächste Zeitzone erreiche. Bis auf einen längeren Anstieg bleibt alles bei sanften Hügeln und Seitenwind aus Norden. Die Temperatur verhindert Schwitzen und bis zum Schluss trage ich meine Handschuhe.

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Da ich nun schon zwei Etappen an einem Tag gefahren bin, beschließe ich die nächste Etappe bis Tucumcari auch noch zu fahren: Noch mal 35 Kilometer durch diese krasse Landschaft vergehen wie im Flug. Um 16:45 Uhr bin ich am Motel, in dem ich die nächsten drei Nächte verbringen werde.

5 Replies to “Amarillo – Tucumcari”

  1. Elke

    Ah, eine verdiente Ruhepause ist also in Sicht. Landschaftlich scheint sich das ja auch zu lohnen. Das Cadillac-Kunstwerk ist großartig! Warte schon gespannt darauf, dass du in Santa Fe landest. Da will ich auch mal hin. Weiter gutes Radeln und interessante Gesellschaft!

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  2. hanne hartung

    DA Merkt man aber deine Kondition! 170 km das ist ja Wahnsinn. Ich fange schon nach 30km an zu
    jaulen. Aber die Landschaft entschädigt ein für alles.Weiter hin viel Spaß beim radeln und pass auf
    dich auf.
    L.G.helmut u hanne

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  3. Werner Jürs

    Hallo Thomas!
    Da hattest du viel zu berichten. Hat Er, dein Gastgeber auch eine Betreuung?
    Die Landschaft ist wirklich eine Wucht. Der Weg nach Santa Fe wirkt weit, aber schön. Ich freue mich für dich, das du das in natura sehen kannst, und noch zu sehen bekommst! Gruß M+V

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  4. Wolfgang

    Da hatte der Wolf Vostell also seine Cadillac-Idee her, die er in Berlin umgesetzt hat… schön sind die vielen leeren Spraydosen, die da so rumliegen! Fehlt mal wieder das Umweltbewusstsein, ach ja!

    Kommt jetzt Santa Fe oder Albuquerque? we will see and follow!

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