New York II

IMG_4587Der Jetlag hat mich voll im Griff. Der Tag der Anreise war mit 24 Stunden wach sein verbunden. Ich verstehe nicht, wie Leute es schaffen, im Flugzeug zu schlafen. Im Auto ist es für mich kein Problem einfach mal eine Sthnde wegzunicken, im Flugzeug nicht. Also eigentlich verstehe ich nicht, warum ich im Flugzeug nicht schlafen kann. Nachts lag ich etwa eine Stunde lang wach und konnte dann aber zum Glück wieder ins Land der Träume zurückkehren.

Für mich gefühlt mitten in der Nacht (Jetlag) macht sich Patricia auf den Weg zum Radfahr-Training. Sie und Axel wollen einen (mindestens einen halben) Ironman mitlaufen, -schwimmen, -fahren. Das finde ich total abgefahren, viel abgefahrener als mal eben mit dem Rad durch die Staaaten zu fahren. Sie bestreiten, besonders diszipliniert zu sein, ich muss aber einräumen, dass ich niemanden kenne, der morgens um 6:00 Uhr aufsteht, um zum Radtraining zu gehen.

Die Gespräche beim Frühstück drehen sich um Immobilienpreise und Steuern. Die Immobilienpreise explodieren in New York weiter vor sich hin und nur im Luxussegment über 5.000.000 $ zeichnet sich im Moment eine Stagnation ab, ganz sicher ist man sich aber noch nicht. In Harlem soll es noch ein paar Straßenzüge geben, in denen man eventuell noch was im bezahlbaren Rahmen finden könnte.

Das Steuersystem ist gänzlich anders strukturiert als in Deutschland. Die meisten Steuern werden von den Staaten und Countys erhoben. So kann es regional zu sehr großen Unterschieden in der Steuerlast kommen. Ebenso gibt es Unterschiede in den Leistungen, die die jeweilige Verwaltung stellt. Diese werden in aller Regel von der Bevölkerung gezahlt, die hier ansässig ist. Der Bezug zwischen Steuern zahlen und der damit bezahlten Leistung, scheint mir viel direkter wahrgenommen zu werden, als in Europa. Das Bildungssystem wird zum Beispiel von den Countys durch eine von ihnen erhobene Steuer finanziert. Wenn ein County hier sehr sparsam ist, dann ist die Abgabe entsprechend niedrig, das System aber entsprechend schlecht. Dieser Umstand ist für viele Einwohner ein Grund, den Wohnort zu wechseln, wenn das eigene Kind in die Schule kommt, auch wenn das bedeutet, dass man deutlich mehr Steuern zahlt.

Um einmal zu verdeutlichen, in welchen Dimensionen sich das abspielt: Ein Jahreseinkommen von über 100.000 $ ist in den USA nicht selten. Darin sind aber noch keine Renten- und Krankenversicherung enthalten. Eine einfache Krankenversicherung ohne viel (also mit wenig) Leistungen kostet so um die 800 $ im Monat. Wer günstig an eine gute Krankenversicherung kommt, bezahlt etwa 1200 $ im Monat. Die staatliche Rente kommt einer Mindestrente gleich, die ab einer bestimmten, mir nicht bekannten Höhe gedeckelt ist. Diese Rente reicht auf keinen Fall aus, um den Lebensstandard eines voll erwerbstätigen Bürgers im Rentenalter aufrecht zu erhalten. Wer das möchte, muss umfangreich Vorsorge betreiben. Noch eine andere Zahl: In New York kann eine 80 qm Wohnung schnell im fünfstelligen Bereich liegen. Also rechnen wir mal: 120.000 $ Miete im Jahr, 120.000 $ Krankenversicherung im Jahr. Wer mit 65 in Rente gehen will und mit einer Lebenserwartung von 85 Jahren rechnet, der muss 20 X 240.000 $ = 4.800.000 $ zurückgelegt haben. Man kann aber wohl auch das staatliche Gesundheitsystem wählen, das nichts kostet für Rentner. dann sind es aber immer noch 2.400.000 $. man ahnt etwas von den Kosten, für die man selber vorsorgen muss und angesichts dessen, relativieren sich die hohen Gehälter, die hier gezahlt werden. Und nicht Wenige arbeiten deshalb auch mal bis 70.

Patricia kommt zurück: Radtraining fand nicht statt. Wir machen Pläne für den Tag und quatschen einfach weiter.

Patricia legt sich ein wenig aufs Ohr, während Axel und ich eine Prepaidkarte kaufen gehen. In Amerika läuft jegliche Telekommunikation mittlerweile über 3G, alle älteren Netze sind abgeschaltet und das bedeutet, dass mein aus Deutschland mitgebrachtes Handy nicht mehr funktioniert. Also kaufe ich für 15,- $ ein einfaches Klapphandy dazu.

Um 17:00 Uhr wollen beide zum Lauftraining. Und bei mir macht sich zunehmend die Gefahr breit, dass ich auf der Couch versacke. Hintern hochgeschwungen, aufs Rad und Sightseeing. Ich fahre die Hudson Street nach Norden und staune über zunehmend höhere Gebäude. Da der Platz hier zunehmend enger wird, wird auch der Busbahnhof einfach über mehrere Etagen verteilt. Die Höhe der Gebäude richtet sich übrigens nach dem Untergrund. Solch hohe Türme müssen entsprechend im Untergrund befestigt werden und das geht nur, wo in erreichbarer Tiefe massiver Fels ist. Dies ist an der Südspitze Manhattans und südlich des Centralparks der Fall. Dieser massive Untergrund kommt im Centralpark bis an die Oberfläche, Felsen drängen aus dem Boden und liegen wie Schildkröten im Gras. Im Dunkeln sehen sie so drapiert aus, dass ich mich frage, ob es nicht nachgemachte aus Beton sind. Für Radfahrer ist der Centralpark ein riesiger Kreisverkehr, man darf nur rechts rum fahren. Als Langsamfahrer habe ich links die Fußgänger und Läufer, rechts eine schmale Spur für die Raser und dann kommt auf diesem Circle noch eine Autospur, die ich in einem Park überhaupt nicht verstehen kann.

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Busstation über drei Etagen

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Ich muss dann noch zum Natural History Museum, um es zumindest von außen zu sehen. Durch das große Fenster über dem Eingangsprotal kann man zwischen den Streben das große Dinosaurierskelett sehen. Ein Obdachloser spricht mich an und berichtet, wie stolz er darauf sei, Amerikaner zu sein. Seine Mutter sei mehrfach mit ihm in diesem Museum gewesen. Er liebe es und es sei eines der Besten. Dann fragt er, ob ich denn auch eine Regenjacke dabei hätte, fasst sich zwischen die Beine und grinst: Ich geh dann mal lieber. Ich weiß nicht, was er meinte aber es war eindeutog anzüglich gemeint.

Auf dem Rückweg fahre ich fast den gesamten Broadway entlang über den Times Square. Taghell ist dieser Platz von den leuchtenden Reklametafeln erfüllt und irgendwie genieße ich diese Reizüberflutung durch Werbung.

Patricia und Axel kochen und dann geht es auch bald zu Bett: Jetlag kurieren.

2 Replies to “New York II”

  1. Wolfgang

    so ist das in BIG APPLE! alles überdimensioniert! den Broadway mit dem Fahrrad, das ist ja ne Nummer! ?
    Grüße aus BIG POTATOE??

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  2. Axel

    Es war sehr schön dich hier zu haben, wir hoffen Du hast viel Spaß am „Rest“ deiner Reise.
    Hier ein guter Artikel von der New York Times ueber Einkommen und Mieten und wie sich NY mit dem Rest der USA vergleicht. ist von 2013, aber relativ bestimmt immer noch realistisch. http://www.nytimes.com/2013/01/20/realestate/what-is-middle-class-in-manhattan.html
    Deine Anmerkung bezüglich Steuern, und wo am meisten erhoben wird: es ist ähnlich diverse und unterschiedlich, selbst in der gleichen Region.
    Es macht Spaß in deinem Blog zu verfolgen was du erlebst!!!
    Viel Spaß!!!

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