Nach einer halben Stunde auf dem Fahrrad sind wir bei Goddard´s House angekommen. Leider eine halbe Stunde zu früh. Doch die Mitarbeiter des Natinal Trust sind wie immer tiefenentspannt. In Gibside haben sie uns kostenlos reingelassen, obwohl wir unseren Touring Pass noch gar nicht haben und geben uns auch noch den Gutschein für einen Kaffee – In Beningbrough hätten sie uns auch beinahe kostenlos reingelassen, weil die Mitarbeiterin den Touring Pass nicht ausstellte, sie meinte, wenn die Anmeldung für den Touring Pass vorlegen, würden wir auch immer reinkommen. Hier am Goddard´s House meint die Mitarbeiterin, wir sollten doch schon mal hinten in den Garten gehen und uns den so lange ansehen.
Auf der `Paddock´ Wiese stehen Bänke und Tische. Wir machen hier ein wenige Arbeit am PC. Dann entern wir das Haus. Es dreht sich alles um die Familie Terry, die in York ein Vermögen mit Schokoladenprodukten gemacht hat. Vom Anwesen kann man zur alten Fabrik hinübersehen, die nahezu komplett unter Denkmalschutz steht, wie uns Barbara eine sehr nette Angestellte des National Trusts erzählt. Die Fotos erinnern mich an die Juba-Fabrik in Neumünster. Die Fabrikhallen in England erzählen vom Stolz dieser Nation. Die Gebäude werden sehr wertgeschätzt hier und stehen zu Hauf unter Schutz. Die Erbauer haben sich aber auch viel Mühe gegeben, nicht einfach nur einen funktionalen Bau hinzustellen, sondern in der Architektur auch den Anspruch an die moderne Zeit zu formulieren.
Bei uns dreht sich alles um Funktion, die wenigen Farbrikhallen die, den Krieg überstanden haben, erfahre meiner Erfahrung nach nicht viel Aufmerksamkeit.
Der Garten von Goddard´s House umfasst 1,6 ha Land, auf dem sich Terrasse, Teich, Blumengarten, Tennisplatz, Bouleplatz, Paddock, Gemüsegarten mit Treibhaus und ein Wassergarten befinden. Ich lasse hier mal wieder die Bilder sprechen.
Bis Leeds bleibt die Straße überwiegend in sanften Hügeln verhaftet. Wie fahren langsam hinauf und lassen uns dann zügig hinabrollen. Eine Zeit lang müssen wir einer vielbefahrenen autobahn-ähnlichen Straße folgen, bevor wieder gemütlich durch die Landschaft cruisen können.
Ab Leeds änder sich dass dann: die Hügel werden länger und dann beginnt eine acht Kilometer lange Steigung, bei der wir froh über jede rote Ampel sind, um mal ein wenig zu verschnaufen. In Bradford unserem heutigen Ziel dann, werden sie Steigungen zum teil so kräftig, dass wir wieder schieben. So kommen wir am Ende ziemlich erschlagen bei Graham unserem Host an.
Graham hat sich ein altes Reihenhaus gekauft, die von Außen recht klein wirken innen aber mit fünf Zimmern auftrumpfen. Unten ist die Küche, Esszimmer und Wohnzimmer und die enge Treppe ins Obergeschoß mit Badzimmer und drei Kinderzimmern. Graham zeigt uns Fotos, wie er das Haus übernommen hat und es nach und nach wieder in den originalen Zustand zurück versetzt hat: Fußboden, Wände, Türen von den Belägen von hundert Jahren befreit hat.
Er ist ein Arbeiterkind, eine Bezeichnung, die in England mit Stolz gebraucht wird und so versteckt Graham auch seinen dazugehörigen Akzent nicht, was die Kommunikation zuweilen etwas schwer gestaltet. Er wirkt etwas traurig. Er erzählt uns von der Tuchmachergeschichte Bradfords und dem Glück das er sein ganzes Leben nur für eine Firma arbeiten durfte. Er ist 69 Jahre alt; er wirkt viel jünger.
Am Ende sind wir um kurz vor zehn so erledigt, dass wir uns ins Bett verabschieden müssen.