Flagstaff / Flagstaff – Ash Fork

Zunächst muss ich wohl erklären, warum ich nicht zum Grand Canyon fahre. Ich hatte versucht, am Grand Canyon eine Unterkunft zu bekommen. In der Absage wurde auch gleich erklärt, dass man auch nicht versuchen sollte, mit dem Zelt anzureisen, da alles ausgebucht sei. Eine Reise zum Grand Canyon muss man weit im Voraus planen, wenn man eine feste Unterkunft möchte, dann bis zu einem halben Jahr, es sei denn es ist Saison, dann muss man noch früher aufstehen. Den Shuttlebus zu nutzen, war meine Idee, doch auch der war voll. Es kommen wohl immer gelegentlich nicht alle Personen, die gebucht haben, so dass es sich lohnt, am Bus zu erscheinen und zu hoffen, dass man einen Platz bekommt.

Andy hat mir eine Karte vom Grand Canyon gezeigt. Ein Abstieg und Aufstieg in den Canyon kann man seiner Meinung nach nicht an einemTag schaffen, so dass ich entscheide, dass es sich nicht lohnt, für 70 Dollar in den Shuttle zu steigen, am Canyon fünf Stunden hat um dann wieder zurück zu düsen. Viel mehr reift in mir der Plan, mit Jürgen hierher zurück zu kommen und für den Canyon drei bis vier Tage einzuplanen. In dieser Zeit lässt sich eine Wanderung im Canyon unternehmen, die einen von den Touristenströmen weg führt.

Das Alternativprogramm sieht vor, ins Museum of Northern Arizona zu gehen, das eine Abteilung für Zoologie mit Dinosaurierskeletten hat und anschließend in den Walnut Canyon zu fahren, dort gibt es etwa 1000 Jahre alte Siedlungsreste von Hopi-Indianern zu besichtigen.

Das Museum kündigt sich großartig im Internet an und ist dann jedoch recht überschaubar. Es gibt zwei kleinere Dinosaurierskelette und Fragmente. Die Ausstellung von Indianerkeramik ist jedoch trotz der beengten Raumverhältnisse beachtlich. Die Qualität ist meiner Meinung nach besser als in dem großen Museum in Santa Fe. Ich zeichne zwei Knochen und wundere mich über meinen Bleistift. Im Walnut Canyon stelle ich dann fest, dass die Ersatzmine für meinen Fallminenbleistift eine HB-Mine und nicht 3B ist.

Der Walnut Canyon ist dann doch beeindruckend. Die In dem etwa 100 Meter tiefen Canyon haben sich auf halber Höhe Felsüberhänge gebildet, in denen sich die Hopi ihre Häuser rein gebaut haben. Ein etwa drei Kilometer langer Rundweg führt zunächst vom Informationszentrum einen steilen Felsgrad viele Stufen hinunter und dann um eine Felsnadel im Canyon herum. Entlang des Weges kann man zahlreiche mehr oder weniger verfallene Behausungen der Hopi besichtigen. Die Landschaft kann es mit den archäologischen Sehenswürdigkeiten jedoch aufnehmen. So wandert man entlang des Abgrundes und genießt immer wieder  spektakulare Ausblicke in den Canyon. Besondern der Coconino-Sandstein hat es mir angetan. Er besteht aus ehemaligen Dünen, die unter dem Druck der sich später über ihnen auftürmenden Gesteinsmassen zu einem harten Sandstein verbacken wurden. Nun kann man die innere Struktur einer Düne bewundern, in der die Sandschichten mal in diese mal in eine andere Richtung aufgeschichtet sind.

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Wieder zurück bei meinen Gastgebern, lerne ich Sara kennen und wir machen Pläne für den Abend. Sie hat ein anstrengendes, verlängertes Wochenende in Mexiko mit zehn Freundinnen hinter sich und will nicht zu spät ins Bett. Mich erinnert das Konzept an einen Kurztrip nach Dänemark. Nach kurzer Aufwärmphase werde ich über Deutschland ausgefragt und erfahre, dass sie in ihren Urlauben gerne in menschenleere Gegenden fahren. Sie träumen davon, mal ein Jahr frei zu haben und zu reisen. Über dieses Thema ensteht die Frage, warum Amerikaner ihren Urlaub so selten nehmen. Sie haben nur zwei bis drei Wochen Urlaub und nutzen ihn selten. Ich selber habe schon eine Menge Leute getroffen, die bestätigt haben, dass sie ihren Urlaub nicht oder nur selten oder tageweise nehmen.

Andy vermutet, dass dies auf einer Grundlage der Angst geschieht. Amerikaner sind seiner Meinung nach dazu erzogen, zu konsumieren. Die Werbung erzeuge ein permanentes Gefühl der eigenen Unzulänglichkeiten, die mit bestimmten Produkten beseitigt werden können. Auf seinem Arbeitsplatz und auch auf dem von Sara, werde man komisch angesehen, wenn man seinen Urlaub komplett nehme. Es kämen dann Sprüche wie: „Na, ich habe noch nie so lange frei gehabt / Es ist ja nicht so, als hätten wir hier nichts zu tun / Du musst ja fertig sein, wenn   Du so viel frei brauchst / …“ Es wird ein Gefühl erzeugt, dass man unproduktiv und faul ist, wenn man seinen Urlaub nimmt. Viele Amerikaner glauben, dass man sich selber aus jeglichen Unmisslichkeiten befreien kann, wenn man nur hart genug arbeitet. Oder anders gesagt, wenn es einem nicht gut geht, dann hat man eben nicht hart genug gearbeitet. Daraus resultiert ein weit verbreitetes Unverständnis für Freizeit und arbeitsfreie Zeit aber auch für Menschen, die nicht arbeiten können (Behinderte, psychisch Kranke).

Dem Gegenüber steht aber auch die gute Möglichketi, sich tatsächlich durch harte Arbeit ein kleines Vermögen anzuarbeiten. The American Dream (vom Tellerwäscher zum Millionär) ist zwar selten aber hier tatsächlich nicht unmöglich.

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Es geht früh zu Bett und am nächsten Morgen früh aus den Federn. Ich unterhalte mich jedoch viel zu lange mit Sara und komme erst um 9:30 Uhr auf die Straße. Über weite Strecken fahre ich wieder auf der I 40 und lande um 12:00 Uhr in Williams in einem 50er-Jahre Route 66 Diner.

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7 Replies to “Flagstaff / Flagstaff – Ash Fork”

  1. Werner Jürs

    Hallo Thomas!
    Was Du alles siehst! Enorm! auch ohne Grand Canyon,
    Wir fahren jetzt auch, nach Hennstedt.
    Gruß Vater

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    1. Werner Jürs

      Trotzdem schreibe ich auch noch. V ist tanken gefahren. Schön das wir unseren Urlaub ohne die von dir beschriebenen Kommentare antreten können.
      Deinen beschriebenen Tag hätte ich gerne mit die verbracht. Bin grün vor Neid. V ist wieder da. Kommen jetzt zu spät nach Hennstedt. VLGM

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  2. hanne hartung

    Hallo Thomas!
    Jürgen wird sich freuen, wenn er ließt,wo er seinen nächsten Urlaub verbringt.Es ist aber nach zu voll
    ziehen, dass man so schöne Eindrücke ,mit dem Liebsten teilen möchte . Vielleicht schafft ihr beide
    es ja.Wir sind immer begeistert über deine Fotos.
    L.G.HELMUT u Hanne

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  3. Elke

    Ein Besuch im Grand Canyon lohnt auf jeden Fall. Nun weißte ja Bescheid, welcher Planungshorizont da angesagt ist. War Mitte der 80er Jahre mal dort. Da war das noch etwas unkomplizierter. Der Weg runter in den Canyon ist klasse. Noch spektakulärer fand ich jedoch den Helicopterflug über den Canyon kurz nach einem Gewitter. Die Farben waren unbeschreiblich! Also: auf, noch mal hin, und dann „richtig“ Urlaub machen :-).

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  4. Wolfgang

    Hoffentlich hast Du Andy in seiner „Freizeit“ nicht zu sehr abgelenkt, er musste ja zu Hause aufräumen, bevor die Mädels wieder da sind… Urlaub darf er sich ja dafür nicht nehmen!!

    Komische Regelungen dort auf der anderen Seite des Teiches. Deshalb hetzen die Amis auch immer so durch Europa => in 7 Tagen alles sehen!

    Also ich freue mich auf meinen kommenden Urlaub, und der dauert (fast) drei Wochen!

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