Atlanta

Der Tag ist schnell erzählt:

  1. Frühstück
  2. Aquarium (laut Internet das größte der Welt)
  3. Center for civil and human rights
  4. Gespräche und Abendessen

Das typische amerikanische Frühstück besteht aus einm halben Brötchen mit Käse überbacken, gebratenem Speck, Eiern und einem süßen Teilchen. In allen Teilen gibt es Qualitätsabstufungen. Das Brötchen kann die Konsistenz eines Badeschwammes haben oder, wie heute morgen, durchaus deutschen Ansprüchen genügen. Der Käse war auch schon mal kein richtiger Käse, heute ist es ein irischer Cheddar. Der Bacon muss richtig kross gebraten sein, dann ist das meiste Fett auch ausgetreten und das Ganze relativ mager. Die Eier gibt es wahlweise als Spiegel- oder Rührei.

Das Vorurteil, dass es in Amerika kein gutes Essen gibt, muss ich als widerlegt ansehen. Bisher bin ich bei jedem meiner Gastgeber mit wirklich gutem Essen bewirtet worden. Man kann aber auch gerade in den allgegenwärtigen Fastfoodläden auf unangenehme Esskultur stoßen. Die Allgegenwärtigkeit gepaart mit dem enorm günstigen Angebot ist es wohl vor allem, was das Vorurteil des schlechten Essens in den USA beflügelt hat. Die größeren Supermärkte warten aber alle mit einem mindestens deutschen Gewohnheiten entsprechenden Sortiment auf. Die Preise sind dann allerdings deutlich über denen in Deutschland angesiedelt; ich schätze so etwa 50 – 100% darüber. Qualität muss man in den USA bezahlen.

Zum Abendessen gibt es Lebensmittel, die ich in Deutschland noch nie gesehen habe:
– Tumeric (Verwandt mit dem Ingwer, färbt Essen rot und ist sehr gesund)
– Bok Choy (eine kleine Kohlart)
– koschere Gewürzgurken
– Blätter vom Zitrusbaum zum Würzen

Das Aquarium in Atlanta ist wahrlich ein Ort von Größe. Es beherbergt das größte Aquariumbecken der Welt und einige wirkliche Highlights:

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Das ganze Konzept steuert aber auf möglichst große Einnahmen ab. Vom Eingang kommt man direkt in einen großen Zentralraum, von dem die einzelnen Themenwege abgehen (Süßwasserfische, Tropenfische, Ozean und Kaltwasser). Die Gebiete Ozean und Kaltwasser erreicht man, indem man fast durch Restaurants mit verführerisch duftenden Speisen hindurchgeführt wird. Im ersten Stock gibt es noch einen Lehrpfad zum Thema Meer, der vor allem mit einigen Blicken hinter die Kulissen aufwartet, so kann man das große Becken als auch das Belugabecken von oben sehen.

Meine Highlights sind:

  • das große Becken
  • weiße Alligatoren, die in der freien Natur wegen ihrer sonnenempfindlichen Haut und Augen nicht überleben können, dort sind sie nach wenigen Monaten erblindet. Hier im Aquarium werden sie unter Licht gehalten, das ihren Augen nicht schadet. Ich muss dann feststellen, dass ich bereits Flüsse überquert habe, in denen der amerikanische Alligator vorkommt. Ob die Kälte ihnen nicht schadet? Der Angestellte meint, dass sie damit durchaus zurechtkommen und in extremen Kälteperioden in die Küstengebiete ausweichen, dort hat das Meerwasser immer die nötige Temperatur. Jetzt weiß ich, warum in Deutschland nach entlaufenen Krokodilen immer so fieberhaft gefahndet wird, nicht dass die bei uns noch heimisch werden.
  • ein Zitteraal
  • drei Quallenbecken

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Das Center for civil and human rights ist ein emotial unglaublich aufgeladener Ort. Ein Ort, um den Schwarzen ihren Stolz wieder zu geben und alle Weißen zu unterstützen, die die Gleichberechtigung wollen.

Ein unglaubliches, ergreifendes Bespiel: Sit-ins liefen folgendermaßen ab: Schwarze kommen in ein Resturant, eine Bar, das nur für Weiße zugelassen ist, und setzen sich an den Tresen. Solange sie nicht die Hände erheben, sondern diese flach auf dem Tresen liegen lassen, kann kein Weißer etwas unternehmen, doch sobald er eine Hand erhebt, kann und wird er gelyncht werden. Diese Sit-ins waren für ein paar Monate ein aufsehenerregender Protest gegen die Unterdrückung und um sich greifende Rassentrennung in den Südstaaten. Ich setze mich auf einen Barhocker, setze die Kopfhörer auf und lege beide Hände auf den Tresen. Stimmen, Tumult, das Stampfen der Füße auf dem Fußboden wird auf den Barhocker übertragen, die unglaublich stumpfe Gewalt, Drohung: Los beweg Dich, du Nigger, damit ich dir den Kopf einschlagen kann, … Ich bin geschockt von so viel Brutalität, jetzt, wo ich dies schreibe, schießen mir wieder die Tränen in die Augen. Die Tonspur ist nach 110 langen Sekunden zu Ende, mir läuft eine Träne die Wange runter und eine Schwarze nimmt mich in die Arme nachdem ich vom Barhocker runter bin, jetzt bloß nicht die Fassung verlieren.

Jeder, der die Geschichte nicht verstanden hat, sollte sich das einmal anhören.

 

8 Replies to “Atlanta”

  1. Sven

    Puh, das ist echt heftig. Die Beschreibung an sich löst schon ein beklemmendes Gefühl in mir aus. Ohne dieses Szenario selbst erlebt zu haben. Unglaublich wie du diese Gefühle in Worte umsetzen kannst. Großen Respekt habe ich vor dir. Tolles Gefühl, dich zu kennen. Wir vermissen dich.
    Dein Nachbar

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  2. Wolfgang

    wtf, wie groß muss das Aquarium sein, um solche Bilder zu machen?? Das mit den Krokodilen gefällt, insbesondere weil ich erst gelesen hatte, dass du die Flüsse DURCHquert hast, so Western like….

    Viel Spaß weiterhin! Liebe Grüße vom Ostseestrand von wawo!

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  3. Werner Jürs

    Das muss man wohl selber erlebt haben, um darüber Worte zu finden. Und wenn man bedenkt, das es immer noch Gegner gibt. Da tritt das Aquarium bei mir erst einmal in den Hintergrund. M

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  4. Ute Sturm

    Nun hatte ich endlich Zeit deine Berichte zu lesen und ich muss sagen, dass du Autor werden musst! Es ist einfach herrlich, wie du alles so realistisch beschreibst. Ich hatte das Gefühl dabei gewesen zu sein. Aber du erlebst gerade das echte Amerika mit Land und Leute und hast jetzt wahrscheinlich eine ganz andere Anschauung. Ich freue mich schon auf deine weiteren Erlebnisse und wünsche dir ordentlich Rückenwind und ein bisschen mehr Wärme. Good luck!

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  5. Elke

    Dieses Aquarium scheint ja wirklich beeindruckend zu sein. Das wäre auch was für mich gewesen. Sollte ich mal nach Atlanta kommen, wird das einer der Anlaufpunkte sein. Und schön, by the way, dass du dein Urteil über das kulinarische Angebot in den Staaten revidieren konntest.

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  6. Bruder

    Ich muss schon sagen Mutti und Vati haben mir ja jeden Tag erzählt was Du geschrieben hast, jetzt habe ich mir die Zeit genommen alles mal selber zu lesen Hut ab. Es ist ja schon ein kleines Buch und man kriegt einen guten Eindruck von den Gepflogenheiten der Amys (Schimpfwort?), weiter so.
    Die zwanzig € gehen die eigentlich aufs Spendenkonto? (-:
    Jetzt noch was aus der Heimat uns geht es gut, warten auf den Frühling und hoffen auf 21 Grad.
    Noch vermiss ich Dich nicht, Dencke aber Täglich an Dich, hoffe Dir geht es gut und wenn der Weg mal kein Ende nimmt lege einfach eine Stein auf einen Zaunpfahl.
    Gruß dein Bruder

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  7. Moni

    Herzlichen Glückwunsch zur Petersilie! Wir stoßen gleich mit Deinem Mann an und trinken ein Glas Wasser für dich mit!
    LG Moni und Kinder

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